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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 676 mal aufgerufen
 Estrella Technik
alexxmueller Offline

Halbsternchen

Beiträge: 144

18.02.2020 20:26
how long Antworten

verehrtes forum!
nachdem die techniksparte meine kleine lektüre in diesem winter darstellte, kam mir eine frage ins hinterstübchen.
meine estrella hat nun 38 000 km auf dem buckel.was denkt ihr: wann werden bei dem kleinen einzylinder - abgesehen von der steuerkette - wohl kolben, nockenwelle, kipphebel, ventile, kupplung zu erneuern sein?
oder gibt es da keine wirkliche antwort?
mit besten grüßen,
alex

Mopeduwe Offline

Amateur

Beiträge: 30

19.02.2020 09:25
#2 RE: how long Antworten

Hallo! Eine allgemeingültige Antwort auf die Frage, wie lang irgendetwas an der Estrella hält, wird es nicht geben. Meine hat nun über 58000 km geschafft, und läuft noch immer (oder "wieder", siehe den Sparkolben) einwandfrei. Insgesamt macht das Motorrad einen qualitativ hervorragend verarbeiteten Eindruck, Kupplung und Getriebe sind scheinbar leicht überdimensioniert ("aus dem Kawasaki-Motorenbaukasten"?). Was eher mal kaputt geht, sind die Bowdenzüge (der Kupplungszug ist aus "Federstahl"), deren Kunststoffhüllen (auch Tachowelle, die lassen sich problemlos durch Schrumpfschlauch ersetzen), und der Benzinschlauch. Eine Große Sorge macht mir der elektrische Starter. Bisher ist kaum etwas über seine Lebensdauer (oder besser die seiner Kohlen)bekannt, und hier im Forum konnte keiner die Frage nach den Abmessungen der Kohlen beantworten. Die hintere Bremsscheibe wird scheinbar die 70000 noch erleben, ab und zu klemmen mal die Kolben in den Bremszylindern etwas. Die Gabelsimmerringe sind (eher Zeitabhängig) auch irgendwann mal undicht. Insgesamt ist die Estrella ein recht wartungsarmes, und wenns mal sein sollte-leicht zu reparierendes- Motorrad. Bei mir seit 13 Jahren, und zuverlässig wie ein Japanisches Auto, im ganzjährigen Einsatz.

Scharlachdorn Offline

Racetrellist


Beiträge: 719

19.02.2020 23:13
#3 RE: how long Antworten

Hallo alex,

die meisten Dinge die Du hinsichtlich Verschleiß abfragst wird der empathische Estrellanutzer rechtzeitig bemerken.

Zylinder / Kolben: wenn Du über 0,5 L Öl auf 100 km brauchst und bei gutem Wind keine 100 Stundenkilometer mehr schaffst ist der Wechsel fällig. Eine oft unterbelichtete Ursache für verstärkten Verschleiß an Kolben und Zylinder sind übrigens schlecht gewartete Luftfilter. Dieser ist konstruktionsbedingt bei Estrella ohnehin nie 100% schmutzdicht. Und wenige Staubkörnchen reichen um dem Laufzeug zuzusetzen. Außerdem ist der Ansaugkasten innen schlecht zu reinigen ohne Zerlegung, was wohl nie jemand tut. Es ist ratsam - der besseren Dichtung wegen - ein Schaumstoffelement einzubauen, was allseitig etwas größer als das Original ist (Kawasaki Jankwitz in Brandenburg Stadt habe ich sowas mal bekommen als Originalteil für Estrella). Dort wo die Stege des Metallkäfigs sind schneidet man den Schaum leicht ein, sodass er die Metallverbindungsstege überspannt und damit dichtet.

Zylinderkopf:

Ventile und Sitzringe sind von schlechter Haltbarkeit und sollten bei nachlassender Leistung oder Kompressionsverlust neu gefräst oder wenigstens eingeschliffen werden. Allen, die das Ventilspiel an die obere Grenze einstellen blüht dieser Schaden übrigens eher (härteres Aufsetzen der Ventile).

Nockenwelle / Kipphebel verschleißen nur bei Ölmangel, der aber leider bei Estrella Standard ist, weil sie warm im Leerlauf keinen messbaren Öldruck hat. Alle die zu dünnes Öl und gern sehr untertourig fahren bzw. viel an der Stadtampel stehen droht diese Schaden eher. Das Gleitlager rechts kann übrigens in Mitleidenschaft gezogen werden, was man kaum repariert bekommt. In gewissen Grenzen hilft warmzähes 15W-50 bis 20W-60 Öl den Öldruckmangel auszugleichen. Immerhin, wenn Nockenwelle und Hebel einlaufen hört man es rechtzeitig.

Steuerkette: ist bekannt...

Kupplung: im Alu-Korb bilden sich irgendwann Rattermarken. Kann man einfach glattfeilen und es zittert nicht mehr beim Anfahren.

Getriebe: wird von Materialfehlern und Montagsware abgesehen ewig halten.

Gruß

SD

alexxmueller Offline

Halbsternchen

Beiträge: 144

20.02.2020 19:08
#4 RE: how long Antworten

halihalo!
vielen dank erst einmal an die versierten techniker im forum.
ihr seid echt cool.
viele grüße, alex

Mopeduwe Offline

Amateur

Beiträge: 30

21.02.2020 20:30
#5 RE: how long Antworten

Mir läßt das keine Ruhe mit der Ölempfehlung vom Scharlachdorn: eigentlich ist es Unsinn! Der Motor ist zu mehr als 90% wälzgelagert. Wer kann einen ÖldrucK in einem Sieb messen? Ein wälzgelagerter Motor braucht keinen Öldruck, sondern möglichst "schnellen" Zufluß des Öles. Meine eigene Erfahrung dazu ist, daß alles, was SAE 15w40 übersteigt, den Kaltlaufverschleiß (insbesondere bei kaltem Wetter)dadurch beschleunigt, daß es zu zäh zum pumpen ist (Choke rein, wann "rennt" er? Kuckt mal ins "Bullauge" wanns abgepumpt ist!). 10w40 erscheint erstmal ideal, doch ist es interessant, wie das Öl unter den Bedingungen mitsamt der Getriebeschmierung schnell altert...https://www.bobistheoilguy.com/(leider wenig über die hiesigen Öle). Oder Grob: wenn im Chinaroller noch genug (scheißegal-hauptsache Öl ähnlich)drin ist, dann fährt er auch... (der 139 qmb ist vollwälzgelagert...)

Mopeduwe Offline

Amateur

Beiträge: 30

22.02.2020 09:04
#6 RE: how long Antworten

Den Ölfilter vergaß ich noch zu erwähnen-wir fahren schließlich ein "retromodernes" Motorrad mit der Technik der 90er. Dieser stellt bei zähem (kalten) Öl ein Hindernis dar, welches durch das federbelastete Bypassventil im Innenrohr umgangen wird. Das heißt aber auch, daß, bis das Öl flüssig genug ist, den Filter zu passieren, viel Schmutz aus der Ölwanne den Ölkreislauf ungefiltert durchläuft. Zähes Öl ist also eher kontraproduktiv. Im letzten Sommer verwendete ich Fanfaro 20w-50, ein recht zähes Öl. Beim Ölwechsel im Spätherbst zeigte sich der Ölfilter leicht verformt, was auf großen Druck in der Filterkammer schließen läßt. Mit dem darauffolgend eingefüllten 10w-40 macht der Motor einen leicht spritzigeren Eindruck, und läuft schneller "ohne Choke" nach dem Kaltstart.

Scharlachdorn Offline

Racetrellist


Beiträge: 719

23.02.2020 19:43
#7 RE: how long Antworten

Falls ich mich nicht verzählt hab, gibt es 13 Rollen- bzw. Kugellager und 4 Gleitlager im Estrellamotor (inkl. Kipphebel-Nockengleitpaar, exklusive Zylinderlaufbahn und Kipphebelachsen [sonst kämen noch 3 dazu]). Also 69% wälz- bzw. rollengelagert. 3 von 4, also 75% der mitgezählten Gleitlager sowie 2 Rollenlager (Pleuelfuß und Anlasserfreilauf) sind auf ständige hydrostatische Ölversorgung angewiesen. Bei 33.3 % der Gleitlager führt auch nur kurzzeitige Mangelversorgung zu sofortigem Schaden (ganz ähnlich wie beim Herzinfarkt übrigens.) Und zwar 100% ig. Alles klar?



Zum Öldruck. Kawasaki schreibt vor, dass bei (nur) 50 Grad Celsius und 2000 rpm mindestens noch 0,29 bar Öldruck anliegen müssen. (Da der Öldruck bis zum Öffnen des Überdruckventils linear mit der Drehzahl ansteigt - kann man umgekehrt sagen, dass bei Leerlauf von 1300 rpm beim geforderten Mindestdruck gemäß Kawa weniger als 0,2 bar anliegen - nicht gerade viel Speck!).

10W-40 hat bei 50 Grad C noch etwa 60 Centistokes Viskosität. Bei 100 Grad C hat dies Öl nur noch ca. 14 Centistokes. Welcher Öldruck wird da wohl noch anliegen, wenn nun die Plörre 4 x dünnflüssiger ist? Aus 0,29 bar werden 0,0. Ich hatte es mal gemessen und damit leider bestätigt. 10W-60 hat bei 100 Grad noch ca 24 Centistokes, ist also fast doppelt so zähflüssig wie o.g. Schmierstoff. Damit etwas mehr Reserve.

Gruß

SD

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